Zukunft Hermannstraße

Lieferverkehr in 2. Reihe, keine Radinfrastruktur und Autofahrende, die die Anzahl der Fahrspuren individuell interpretieren. Fahrradfahren auf der Hermannstraße kann nicht nur so ziemlich die Laune vermiesen, sondern leider auch in unangenehme Gefahren bringen. Während täglich Tausende Autos rollen und die Luft verpesten, stellt sich die Frage, wann Radfahrende im wahrsten Sinne des Wortes hier endlich mal durchatmen können. Denn schließlich handelt es sich um eine Hauptverkehrsstraße, wo das Mobilitätsgesetz ganz klare vorgaben macht. Und tatsächlich tut sich was.

Im Frühjahr 2019 wurden die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. Vom Hermannplatz bis zur Jonastrasse sollen beidseitige Radwege eingerichtet werden. Betitelt als Vorzugsvariante soll etwa ein Drittel der gesamten Länge mit einer Protected Bike Lane, geschützt durch feste und flexible Poller, ausgestattet werden. Übrige Streckenabschnitte werden mit einem Schutzstreifen versehen. Dabei fallen auf beiden Seiten Abbiegespuren und mehrere Hundert Parkplätze für den Autoverkehr weg. Die Radwege sollen ohne gefährliche Verschwenkungen auskommen, wobei Fahrradabstellanlagen und Gehwegvorstreckungen bessere Sichtachsen schaffen und so zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beitragen. Betont wird, dass es keine Nachteile für den Fußverkehr geben wird und der Liefer- bzw. Wirtschaftsverkehr von Anfang an berücksichtigt ist. 

Grafik: Bezirksamt Neukölln (Februar 2019); Wichtig: Das Bild stellt lediglich die Vorzugsvariante in vereinfachter Form dar welcher aus einem frühzeitigen Arbeitsstand hervorgeht. Die schraffierten Stücke sind die geschützten Abschnitte, die grüne Fläche die Radwege.

Eng verknüpft damit steht die Einrichtung einer Ampel an der Kreuzung der Thomasstraße. Seitens der Politik heißt es, dass man sich dafür bereits seit Eröffnung des Tempelhofer Feldes einsetzt. Der Grund, dass nun über 10 Jahre danach immer noch nix passiert ist, liege bei dem Planungsbüro, welches für Ampelschaltungen zuständig ist, so die Verwaltung. Ob die Ampel endlich 2020 kommt, ist leider nicht sicher. 

Wenn es dann jedoch losgeht, soll auch der Startschuss für die Protected Bike Lane fallen, die seit dem Sommer 2019 in der Entwurfsplanung steht. Begonnen werden soll ihr Bau im Süden und anschließend Richtung Norden fortschreiten. Der zuständige Radverkehrsingenieur im Bezirk nannte für den Beginn vorsichtig das Jahr 2021.

Mit einer durchgängigen Radinfrastruktur an der Hermannstraße wird eine wichtige Achse für (potenzielle) Radfahrende geschaffen. Anwohnende werden so zukünftig mit weniger Autolärm belästigt und freuen sich über saubere Luft vor ihrem Fenster. Denn Radinfrastruktur ist auch ganz konkreter Klimaschutz.

Wir sprechen uns für möglichst viele geschützte Abschnitte aus, um Radfahren auf der Hermannstraße sicher zu machen und viele neue Radelnde in Neukölln hinzuzugewinnen.

3 comments on “Zukunft Hermannstraße”

  1. Markus Antworten

    Wie weit wird denn dieser Radweg nach Süden gehen? Ich hoffe doch bis zum Britzer Damm?

    Oder wird R2G-typisch (wie beim BerlKönig oder der Parkraumbewirtschaftung) nur bis zum S-Bahnring geplant?

    2021 ist ja auch ein Armutszeugnis.

  2. Jul Antworten

    Und wenn das mit der Ampel weitere 10 Jahre dauert, gibt es dann auch weitere 10 Jahre keinen Radweg? Ganz ehrlich, so ganz erschließt sich mir das nicht … Es bräuchte eine Zwischenlösung: Tempo 30 und Blitzer z. B.

  3. Distel Antworten

    Na super: Ganz im Süden, ausgerechnet dort, wo der Stadtteil mit der höchsten Mehrfachbelastung Berlins zu finden ist (Umweltgerechtigkeitsatlas 2021/22), wurde darauf verzichtet, die Horrorstraße umzugestalten.

    Dort gibt es zwar einen alten Radweg, aber in Richtung Süden ist er im Grunde kaum benutzbar: nicht nur eng, sondern völlig kaputt. Dazu kommt, dass damit auch versäumt würde, etwas gegen die Raserei und den Lärm zu unternehmen.

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