Für ein sicheres und lebenswertes Wohnquartier –
Neuköllner fordern fußgänger- und fahrradfreundlichen Richardkiez per Offenem Brief
Berlin-Neukölln, 29. April 2015 ■ Der Quartiersrat Richardplatz Süd und das Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln im Richardkiez fordern verkehrsberuhigende Maßnahmen, um Durchgangsverkehre zu mindern und sichere Wege für alle zu ermöglichen. Einen Offenen Brief dazu hat der Quartiersrat Richardplatz Süd heute dazu veröffentlicht, adressiert an die Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey sowie die Neuköllner und Berliner Politik.
Denis Petri, Mitglied im Quartiersrat (QR) begründet: „Der Böhmische und der Karl-Marx-Platz sind Plätze, auf denen man sich gut aufhalten könnte und ideale Orte für ein nachbarschaftliches Miteinander im Kiez. Einzig die aktuelle Verkehrslage verhindert dies.“
Bewohnerinnen und Bewohner im Richardkiez sehen sich in ihrer Wohnumgebung großen Belastungen durch hohen Kfz-Verkehr ausgesetzt. Lärm- und Abgasemissionen, zugeparkte Straßenkreuzungen sowie eine mangelnde Aufenthaltsqualität in einigen Teilen des Kiezes werden von den Bewohner*innen als zunehmendes Problem empfunden. Auch die häufigen Geschwindigkeitsüberschreitungen im gesamten Gebiet führen dazu, dass nicht nur Kinder und ältere Personen auf dem Weg zu den Einrichtungen im Herz des Gebietes sondern auch alle anderen Bewohner*innen sich nicht sicher zu Fuß oder mit dem Rad bewegen können. Der QR Richardplatz Süd, als Vertretungsorgan der Bewohner*innen, hat nun in einem offenen Brief den Bezirk und Senat aufgefordert, durch geeignete bauliche Maßnahmen und Maßnahmen der Verkehrsführung den Kfz-Verkehr im Richardkiez wirksam zu beruhigen und insbesondere den Durchfahrtsverkehr einzuschränken. Weiterhin fordern sie die Umgestaltung verschiedener Plätze – insbesondere den Böhmischen und den Karl-Marx-Platz.
Saskia Ellenbeck (Netzwerk Fahrradfreundliches Neukölln und Anwohnerin) ist häufig mit Kind im Richardkiez und darüber hinaus unterwegs: „Diese Maßnahmen sind längst überfällig, denn die Tempo-10-Regel greift nicht. Ich wünsche mir einen Kiez, in dem sich alle auf der Straße sicher fühlen. Gerade in dem grünflächenarmen Kiez kommt der Straße als Ort der Begegnung eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere die Fahrrad-Nebenrouten müssen verkehrsberuhigt sein, damit man sich dort ob mit oder ohne Kind wohlfühlt auf dem Rad. Hier könnte der Richardkiez voranschreiten und den Ausbau des Nebenroutennetzes für den Fahrradverkehr effektiv voran bringen.“
Lion Hirth vor zwei Jahren im Richardkiez ein Start-up-Unternehmen gegründet und berät vom Karl-Marx-Platz aus die deutsche Bundesregierung: “Unsere Mitarbeiter und Geschäftspartner benutzen das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel. Ein verkehrsberuhigter Richardkiez wäre attraktiver für innovative Unternehmer als das herrschende Auto-Chaos. Die Wirtschaft der Zukunft braucht keine autogerechte Stadt, sondern lebenswerte Kieze mit Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer.”
Der offene Brief findet sich hier.
Hintergrund: Der Quartiersrat spielt als zentrales Beteiligungsgremium und Interessenvertretung der Quartiersbewohner*innenschaft eine besondere Rolle. Im Richardkiez setzt er sich aus 13 Bewohnervertreter*innen (sowie vier Stellvertreter*innen) und zehn Vertreter*innen öffentlicher Einrichtungen, lokaler Initiativen und Vereinen zusammen. Der Quartiersrat erarbeitet dabei gemeinsam mit weiteren Verfahrensbeteiligten die Schwerpunkte der Quartiersentwicklung im Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK). Dieses ist Grundlage für die Umsetzung von Maßnahmen in den Handlungsfeldern. Im Rahmen der Quartiersratssitzung am 7. April 2016 hat einer der Initiatoren des Netzwerks, Denis Petri der gleichzeitig als Bewohner*innenvertreter im Quartiersrat Richardplatz Süd mitwirkt, einen Vortrag über die Verkehrssituation im Gebiet „Richardplatz Süd“ gehalten. Im Anschluss hat der Quartiersrat einstimmig entschieden, einen offenen Brief zu verfassen, der heute an die jeweiligen Verantwortlichen in Politik und Verwaltung übergeben wurde.